Beruflich beschäftige ich mich mit der Konstruktion von Torantrieben. Unter anderem auch mit frequenzumgerichteten Antrieben. Mich hat es immer interessiert, einmal ein Fahrzeug damit anzutreiben. Wenn man aber versucht, sich selber alle Teile zu beschaffen, wird ein solches Projekt unbezahlbar. Und ob es am Ende funktioniert, ist auch unklar... Damit begann 1999 meine Suche nach einem Fahrzeug, das nicht unbedingt ein Serienfahrzeug sein sollte, es sollte nicht zu kompliziert aufgebaut sein, es sollte im normalen Straßenverkehr mithalten können und es sollte natürlich bezahlbar sein. Die Werbung der Firma Hotzenblitz ver- sprach davon am meisten. Ein solches Fahrzeug zu bekommen, war mein nächstes Ziel. Der Preis für einen Hotzenblitz lag zu der Zeit bei über 20.000 DM. Nach einer Internetrecherche fand ich ein Fahrzeug in der Nähe der Schweizer Grenze. Im November 1999 holte ich dann meinen eigenen Hotzenblitz ab. Er hatte gerade neu Tüv und neue Batterien und ca. 8000 Km gelaufen. Meine ersten Fahrten zur Arbeit fuhr ich sehr sparsam (50-60 Km/h) auf dem Seitenstreifen, da ich keine Erfahrung hatte, ob ich die 17Km hin und die 17 Km zurück kam. Die 34 Km stellten sich als optimale Reichweite heraus. Bedingt aber durch die niedrigen Temperaturen in Dezember, waren die Batterien nachmittags zu kalt. Eine optimale Batterietemperatur liegt bei >16°C. Darauf hin fragte ich meinen Arbeitgeber, ob er mir nicht eine Steckdose zu Verfügung stellen könne. Ich installierte eine Steckdose und eine Stromzähler. Als ich nicht mehr so auf die Reichweite achten musste, wurde ich auch mutiger, was die Durchschnittsgeschwindigkeit anging. Zu meinem Erstaunen stellte ich fest, dass kaum ein Unterschied im Verbrauch festzustellen war, ob man zwischen 50-60 Km/h oder mit 70-80Km/h die Stecke gefahren ist. Da die Fahrt zur Arbeit fast nur über Land ging, war mit der höheren Geschwindigkeit allerdings die Fahrt sehr viel entspannter, da mich andere Verkehrsteilnehmer nicht mehr so bedrängten. Außerdem konnte ich auch mal ein paar Besorgungen erledigen, die nicht auf dem direkten Heimweg lagen. Hier in Ostwestfalen sind kaum Berge und es gibt keine extremen Steigungen. Seit einem halben Jahr nehme ich auch noch einen Arbeitskollegen mit. Solche “Zuladungen” machen sich überhaupt nicht bemerkbar. Die Rest-Reichweite sowie den aktuellen Entladestrom kann man dem übersicht- lichen LC-Display entnehmen. Außerdem nimmt mit der fortschreitenden Entladung auch die Fahrleistung ab.
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Es ist also nicht so, das man unverhofft liegen bleibt, da plötzlich die Batterien leer sind. Bis heute bin ich ca. 10.000 Km gefahren. In dieser Zeit sind ca. 1765 KW Stromkosten angefallen. Dazu kommen jährlich 39 Euro Steuern und 213 Euro (100%) KFZ-Haftpflicht. Das ist doch sehr Preiswert! - oder ? Problemchen: In den letzten zwei Jahren hatte ich einen defekten hinteren Stoßdämpfer und eine gebrochene Tachowelle. Diese Teile musste ich austauschen. Die Belüftung des Hotzenblitz ist auf Grund der geringen Leistung des Lüfters äußerst mäßig. Dazu kommt noch, dass die Leistung der Standheizung auch nicht gerade üppig ist. Dadurch neigen die Scheiben bei hoher Luftfeuchtigkeit zum Beschlagen. Eine absolute Wintertauglichkeit kann ich dem Hotzenblitz auch nicht ausschreiben, da man bei heftigen minus-Graden die Scheiben nicht eisfrei halten kann. Ich bin im Dezember und Januar, je nach Witterung, häufiger mit dem Familienauto gefahren. Ich hatte nicht erwartet, dass die Standheizung das Fahrzeug “beheizen” müßte, doch eine leistungsstärkere Standheizung und Lüftung wären vom Vorteil. Nur ich habe bis jetzt noch nicht die Zeit gefunden, was Passendes einzubauen. Wüschenswert wäre auch ein Bremskraft- verstärker gewesen. Die Bremsleistung erinnert mich immer an meinen alten Fiat 127. Wahrscheinlich bin ich von den heutigen Fahrzeugen etwas verwöhnt. Fahrerlebnis: Absolut genial ist es, bei Sonnenschein schnell hinten das Verdeck zu öffnen, die Seitenverkleidung nach hinten zu stecken und gemütlich und luftig wie mit einem Cabrio fahren zu können. Das war überhaupt das Größte! Sehr genossen habe ich auch die vielen Kontakte und Gespräche mit Passanten, die neugierigen Blicke der anderen Verkehrsteilnehmer und das Gefühl, mit dem Fahrzeug ökologisch “auf dem richtigen Weg” zu sein. Fazit: Es wurden ca. 145 Fahrzeuge gebaut. Die unterscheiden sich teilweise etwas. Ich habe das Fahrzeug Nr. 122. Ich finde, dafür, dass die Hotzenblitze nur Prototypen einer Vorserie sind, laufen sie beachtlich gut und problemlos. Sie sind schnell, wendig und toll im Design. Schade ist nur, dass die Reichweite so gering ist. Dieses liegt aber nur an den Batterien. Es gibt auch schon Batterien mit doppelter Kapazität, ein Hardtop und ich glaube auch schon Türen. Diese Sachen können mit dem passenden Geldbeutel nachgerüstet werden. Was wirklich notwendig ist, muss jeder für sich entscheiden.
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